Stefan Winter
Die Weinende — 2014
Klangskulptur
(Endlosschleife in einer Folge von zehn Minuten)
Grundlage dieses Werkes ist die Legende La Llorona, die in unterschiedlichen Versionen in der lateinamerikanischen Welt erzählt wird. Mexiko ist das Land, in dem diese am längsten verwurzelt ist. Die wohl älteste Fassung entsteht lange vor Ankunft der spanischen Konquistadoren. Die Azteken erzählen von nächtlichen Klagerufen einer Frau, der das Schicksal auferlegt ist, ruhelos umherzuziehen und den Verlust ihres eigenen Sohnes und auch ihres eigenen Lebens zu beweinen. Sie nennen sie Chocacíhuatl – abgeleitet vom aztekischen choka (weinen) und cihuatl (Frau). Sie soll die Urmutter der Menschheit sein, die bei der Geburt des Sohnes stirbt. Deshalb treiben die fleischlosen Schädel der Chocacíhuatl und ihres Sohnes in der Welt auf der Suche nach Umherirrenden, die von der Dunkelheit auf ihrem Weg umschlossen worden sind. Für jeden Sterblichen, der ihnen begegnet, droht Unheil oder gar der Tod.
Es entstehen über die Jahrhunderte von Land zu Land viele Abwandlungen dieser Legende. Die bekannteste und in Mexiko am weitesten verbreitete, erzählt von einer anmutigen Frau – in einigen Darstellungen eine Mestizin – die einen spanischen Edelmann liebt. Frucht dieser Leidenschaft sind drei Söhne, die von der Mutter innig geliebt und umsorgt werden. Eine Heirat verweigert der Mann und verlässt später seine geliebte Frau, um sich mit einer Spanierin von Stand zu vermählen. Als die Frau dies erfährt, tötet sie aus Schmerz und Verzweiflung ihre drei Söhne und ertränkt sich danach selbst, unfähig, mit der Schuld zu leben. Seitdem hört man ihr Weinen aus dem Fluss, in dem sie sich ihr Leben nahm.
Objekt und Klangschaften: Stefan Winter
Cello, Stimme: Ernst Reijseger
Toningenieur: Adrian von Ripka
Photos © Winter & Winter
Front photo © http://www.hansbuttermilch.de/
Kunsthalle Rathausgalerie Munich, Germany
Gruppenausstellen »Singing Sculptures«
Juni/Juli, 2014
Le Rocher de Palmer
Cenon / Bordeaux, France
Einzelausstellung
Marz 2015